Wie die epigenetische Prägung die Persönlichkeit und Krankheitsanfälligkeit von Hunden beeinflusst
Welche molekularbiologischen Veränderungen eine gute Mensch-Hund-Bindung bewirken
Warum das klassische Konzept der Hunderassenzucht überdacht werden muss
Wann Hundetraining in welcher Form sinnvoll ist
Dr. Peter Spork, laut Deutschlandfunk „der Mann, der die Epigenetik populär machte“, bietet in diesem Webinar eine fachlich fundierte, unterhaltsame und laienverständliche Einführung in die neue Wissenschaft der Epigenetik speziell für Hundezüchter*innen, -trainer*innen und halter*innen.
Das Konzept hat sich seit vielen Jahren bewährt: ausgebuchte Tagesworkshops und Vorträge in Deutschland, der Schweiz und Tschechien von einem der führenden deutschen Wissenschaftsautoren.
Nur neun Prozent des rassetypischen Wesens eines Hundes sind auf rassetypische Genvarianten zurückzuführen. Der Einfluss der Hundezucht bei komplexen Merkmalen wird überschätzt. Der Wesenstest muss hinterfragt werden. (© depositphotos / adogslifephotos)
Jeder Hund hat eine Persönlichkeit, ein eigenes Wesen. Anders als oft angenommen ist dieses aber nicht das vordringliche Resultat eines einzelnen oder weniger vererbter Genvarianten. Es gibt keine „Persönlichkeits-Gene“. Es gibt auch keine überschaubare Zahl an Genen für andere komplexe Merkmale wie Krankheitsanfälligkeit oder Langlebigkeit. Solche Merkmale werden nicht nach den Regeln der klassischen Genetik vererbt. Denn die meisten Lebewesen geben an folgende Generationen sehr viel mehr weiter als ihre Gene. Sie vererben auch Informationen über ihre Umwelt, ihre Erfahrungen und ihren Lebensstil. Dieses neue Denken wird in absehbarer Zeit die Hundezucht verändern.
Das Wesen eines Hundes – aber auch eine Menge anderer Eigenschaften – sind immer das gemeinsame und nicht voneinander zu trennende Produkt aus geerbten Genen, tagesaktuellen Erfahrungen und der Erziehung sowie den weiteren Einflüssen in der prägenden, so genannten perinatalen Phase noch im Mutterleib sowie in den ersten Monaten nach der Geburt. Man kann das Erbe und die Umwelt nicht voneinander trennen.
Diese moderne Erkenntnis ist in der Hundezucht noch kaum verbreitet. Viele Züchter*innen konzentrieren sich auf genetische Einflüsse. Bei komplexen Merkmalen wie dem Wesen oder der Gesundheit des Hundes muss man in Zukunft aber auch die Erkenntnisse eines neuen, revolutionären Zweigs der Genetik berücksichtigen: der Epigenetik. Darin steckt für Hundeliebhaber eine riesige Chance: Sie haben das Schicksal ihrer vierbeinigen Freunde sehr viel besser in der Hand, als sie bislang dachten.
Epigenetische Markierungen (leuchtende Kugeln) sitzen am oder neben dem Erbgutmolekül DNA. Die Zellen eines Hundes können sie als Reaktion auf die Lebensbedingungen des Tieres anlagern oder wieder hinwegnehmen. Das verändert die Art, wie die Gene reguliert werden. (© Christoph Bock)
Die neue Wissenschaft der Epigenetik ist per Definition eine Art Zusatz- oder Nebengenetik. Sie erforscht die Prägung von Lebewesen: Umwelteinflüsse – Traumata, Geborgenheit, Bindung an das Muttertier, von den Züchter*innen beeinflussbare Lebensumstände, Stress, Auslauf, Ernährung und vieles mehr – verändern die Art, wie Gene abgelesen werden. Die Zellen in Körper und Gehirn speichern Umweltanpassungen ein Leben lang in Form einer veränderten Regulation der Gene – und geben sie mitunter an die Nachkommen weiter.
Für Kynolog*innen hat das große Bedeutung: Fehler bei der Aufzucht können sich noch Generationen später bemerkbar machen. Umgekehrt kann eine umsichtige Behandlung von Jungtieren und deren Eltern aus ihnen und ihren Nachfahren ausgeglichene und resiliente Individuen machen.
Die Live online Kursreihe beschäftigt sich zunächst mit den Grundlagen der Genetik und Epigenetik. Wie gelingt es der Umwelt überhaupt, das Innerste von Lebewesen umzuprogrammieren?
Anschließend werden anhand vieler Beispiele die teils revolutionären neuen Erkenntnisse der Epigenetik präsentiert. Dabei erfahren die Zuhörer*innen, wie die Experimente und Beobachtungen unseren Blick auf Tier und Mensch verändern. Zum Abschluss soll ausgiebig diskutiert werden, was diese Erkenntnisse für die Hundehaltung und Hundezucht bedeuten.
Foto © FRIAS_Klaus Polkowski2016
Dr. Peter Spork studierte in Marburg und Hamburg Biologie, Anthropologie und Psychologie und promovierte in Neurobiologie/Biokybernetik. Seit 1991 schreibt der Autor von „Das Schlafbuch“, „Wake up!“ und anderen erfolgreichen Sachbüchern, die insgesamt in zehn Sprachen übersetzt wurden, Artikel für fast alle großen deutschsprachigen Zeitungen und Magazine. Sein 2009 erschienenes Buch „Der zweite Code“ war das erste populärwissenschaftliche Buch zur Epigenetik. In seinem Spiegel-Bestseller „Gesundheit ist kein Zufall“ beschreibt er, wieso die neuen Erkenntnisse der Molekularbiologie unseren Blick auf Gesundheit und Vererbung verändern. Im März 2021 erschien sein neues Buch “Die Vermessung des Lebens“. Längst etabliert sind auch Sporks „Newsletter Epigenetik“, den er zusammen mit einem Gremium aus Epigenetikern herausgibt, und das bei RiffReporter erscheinende Online-Magazin Erbe&Umwelt.